Fachbereich 7

Sprach- und Literaturwissenschaft


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Lehrende

Ausgewählte Texte zur mittelalterlichen Mystik (MA GYM FN/ÄDL3 oder 4)


DozentIn: Prof. i. R. Dr. phil. Harald Haferland

Veranstaltungstyp: Seminar

Ort: nicht angegeben

Zeiten: Di. 16:15 - 17:45 (wöchentlich)

Beschreibung: Als ‚Deutsche Mystiker’ firmieren einige prominente dominikanische Geistliche des 14. Jahrhunderts (insbesondere Meister Eckhart, Heinrich Seuse und Johannes Tauler; aber auch andere weniger bekannte Prediger), die im Rahmen der geistlichen Betreuung von Nonnen (der sog. cura monialium) deutschsprachige Predigten in Frauenklöstern gehalten und Traktate abgefasst haben. Solche volkssprachlichen Unterweisungstexte sollten den meist nicht lateinisch gebildeten Nonnen religiösen Halt bieten. Als ‚Mystik’ gilt in ihnen die Abkehr von jeglicher Bindung an weltliche Güter und die völlige Hinwendung zu Gott. Diese Hinwendung wird als Fokussierung auf das eigene Bewusstsein vollzogen, das von allen Inhalten frei zu machen ist, damit Gott hineingelangen kann. Meister Eckhart würde sagen, dass dieses Leerbewusstsein den einzigen Ort darstellt, in dem Gott überhaupt angetroffen werden kann, ja der Ort ‚ist’ sogar Gott. In immer neuen, oft metaphorisch umgebrochenen Beschreibungen wird die Begegnung und Einswerdung (unio) mit Gott formuliert. Das solche unio eine Lebensaufgabe ist und eine Lebensform impliziert, wird im Werk Heinrich Seuses besonders deutlich.
Parallel zu, aber auch schon vor dieser Unterweisungsmystik bildet sich eine Erfahrungs- und Offenbarungsmystik von Frauen heraus, die sich oft als Medien göttlicher Mitteilung verstehen. Die schrift dis buoches ist gesehen, gehoeret unde bevunden an allen lidern heißt es entsprechend bei der frühesten Vertreterin der Frauenmystik, Mechthild von Magdeburg. Gott selbst spricht durch Mechthild hindurch, die ihren Körper und ihr Schreiben zum Medium göttlicher Liebe macht. Ab ca. 1250 schreibt sie über drei Jahrzehnte an einem gattungsmäßig völlig ungebundenen Text, in dem sie ihren von göttlicher Liebe durchflossenen Körper in die Schrift bringt. In z. T. ekstatischer Prosa und unter Verletzung von Regeln textueller Kohärenz sprengt sie literarische Konventionen und sprachliche Restriktionen zur Darstellung einer Religiosität, wie sie erst durch die neuen religiösen Bewegungen des 13. Jahrhunderts (wie insbesondere das Beginentum) überhaupt möglich wird.
Im Seminar sollen ausgewählte Partien aus Mechthilds ‚Fließendem Licht der Gottheit’ gelesen werden, eine Reihe ausgewählter Predigten Eckharts sowie Abschnitte aus Seuses ‚Vita‘. Dazu treffen wir uns regelmäßig im Meeting-Raum über BigBlueButton. Die Texte werden digital zur Verfügung stehen und sollten ausgedruckt werden, um am Wortlaut – bei der Vorbereitung mit Notizen – arbeiten zu können (bitte auch den Lexer/ein Wörterbuch heranziehen). Auch elementare Einführungsliteratur wird digital bereitgestellt.
Angeschafft werden können daneben die Ausgaben (+ Übersetzung) von Mechthilds ‚Fliessendem Licht’ und Eckharts Werken (2 Bde.) aus dem Deutschen Klassiker Verlag, Frankfurt am Main 1993 und 2005). Eine hervorragende Einführung bietet: Bernard McGinn: Die Mystik im Abendland. Band IV: Die Fülle. Freiburg im Breisgau 2008.


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