Fachbereich 7

Sprach- und Literaturwissenschaft


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Lehrende

Wolframs von Eschenbach ,Parzival' (MA, FN/ÄDL3 oder 4, auch GYM)


DozentIn: Prof. i. R. Dr. phil. Harald Haferland

Veranstaltungstyp: Seminar

Ort: 22/108

Zeiten: Di. 16:15 - 17:45 (wöchentlich)

Beschreibung: Wolframs ‚Parzival’ ist neben dem ‚Nibelungenlied’, das dagegen aus einer anderen Welt zu stammen scheint, das wohl prominenteste Werk des deutschen Mittelalters. Erzählt wird der Lebensweg Parzivals, der an den Artushof kommt, um Ritter zu werden, bis zur Übernahme der Gralsherrschaft. Parzival stellt sich zunächst in allem ungeschickt und ungehobelt an, und als er – halbwegs zum Ritter ausgebildet – das erste Mal zum Gral kommt, verpatzt er, was man dort von ihm erwartet. Das lässt man ihn merken: Kundrie beschimpft, beschämt und beleidigt ihn wenig später vor den versammelten Mitgliedern des Artushofs. Über Jahre irrt Parzival danach desorientiert umher, um noch einmal eine Chance am Gral zu bekommen und sein Versagen wiedergutzumachen. Er bekommt sie, nachdem er von Trevrizent über Christus und den Gral unterwiesen worden ist. Was aber der Gral überhaupt ist und bedeutet, bleibt schemenhaft – auch Wolfram mystifiziert die Halbinformationen darüber, die er gibt. Die zweite Chance am Gral nutzt Parzival, und er wird dort Herrscher.
Um diesen Kernplot herum ist ein Universum an weiteren Geschichten arrangiert, die überall aus dem Text herauszuwuchern beginnen. Vorgeschaltet ist die Geschichte Gahmurets, des Vaters von Parzival, und dazwischengeschaltet die Geschichte Gawans, des Freundes von Parzival. Misst man Wolframs Erzählen an modernen Ansprüchen, wie ein Plot aufzubauen sei, so scheint Wolfram vieles falsch zu machen. Er erzählt nicht so, dass Dinge, die eingeführt werden, immer auch ihren funktionalen Ort bekommen und wieder aufgenommen werden. Vielmehr überfrachtet er sein Werk mit zahllosen narrativen Details, die im Fortgang des Erzählens oft gar keine Rolle mehr spielen und deshalb vom Hörer/Leser ohne Umstände vergessen werden (können). Dabei verliert man aber leicht auch Dinge aus den Augen, die zum Verständnis notwendig sind. So scheint es, als wolle Wolfram den Hörer/Leser an der Nase herumführen. Deutlich wird daran u. a. auch, dass es kaum möglich ist, allgemein gültige Regeln des Erzählens aufzustellen.
Anzuschaffen ist eine der folgenden Ausgaben: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der 6. Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Einführung von Bernd Schirok. Berlin, New York 1998 (diese Ausgabe wird in der Regel zitiert); Wolfram von Eschenbach: Parzival. Nach der Ausgabe Karl Lachmanns revidiert und kommentiert von Eberhard Nellmann. Übertragen von Dieter Kühn. 2 Bde. Frankfurt am Main 2006 (diese Ausgabe besitzt den Vorzug eines Stellenkommentars).
Zur Einführung in das Gesamtwerk Wolframs ist nützlich und hilfreich: Joachim Bumke: Wolfram von Eschenbach. Stuttgart 82004 (SM 36).


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