Fachbereich 7

Sprach- und Literaturwissenschaft


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Lehrende

Antike Herrschaft in mittelalterlichem Gewand [FN/ÄDL2] (Sliepen)


DozentIn: Dr. Volker Sliepen

Veranstaltungstyp: Seminar

Ort: 11/115: Di. 08:00 - 10:00 (7x), 11/116: Di. 08:00 - 10:00 (6x)

Zeiten: Di. 08:00 - 10:00 (wöchentlich), Ort: 11/115, 11/116

Beschreibung: Es ist keineswegs so, dass die wirkmächtige Antike im Mittelalter nicht lebendig oder dass sie gar tot gewesen ist, wie es der schlagende Begriff Renaissance nahezulegen scheint, mit dem die ‚Wiedergeburt‘ (der Antike) durch die europäische Kulturepoche ab dem 15. Jahrhundert bezeichnet wird. Auch wenn das Verhältnis des mittleren Zeitalters zur Alten Zeit in vielfacher Hinsicht spannungsgeladen war, man denke etwa an den Gegensatz zwischen Polytheismus und Monotheismus, so lassen sich doch im Denken des Mittelalters vielfältige Verbindungslinien zur Antike und antike Traditionen wiederfinden. Der einflussreiche mal. Gelehrte Bernhard von Chartres beschreibt das Verhältnis um 1120 mit einem Gleichnis, dem Bild von Zwergen auf den Schultern von Riesen. Dieses zwischen kleinmachender Huldigung und großmachender Überhebung changierende Verhältnis zur Antike spiegelt sich auch im literarischen Umgang mit antiken Herrschern und im mal. Blick auf die Formen antiker Herrschaft.
Wir werden uns im Seminar mit diesem spezifischen Blick auf die Antike beschäftigen und darüber diskutieren, wie verschiedene volkssprachliche Texte antike Herrschaft in mittelalterliche Gewänder kleiden. Dazu werden wir mit der um 1150 entstandenen Kaiserchronik ein wichtiges volkssprachliches Erzähl- und Geschichtswerk und mit dem Alexanderroman (um 1150/70) und dem Eneasroman (ca. 1170-90) wichtige Antikenromane ausschnitthaft behandeln. Wie erzählen mal. Dichter von Julius Caesar, von Nero, Alexander dem Großen und dem Trojaner Eneas? Und wie werden die mal. Herrscher um Karl der Großen und seine Nachfolger in diesem dynastischen Denken verortet? Wir werden eng mit den mhd. Texten arbeiten, die Texte in ihrem (außerliterarischen) kulturgeschichtlichen Kontext erörtern und kulturwissenschaftlichen Fragestellungen wie der Suche nach Identität und dem Umgang mit dem Fremden nachgehen.
Bitte schaffen Sie sich bis zur ersten Sitzung folgende Textgrundlage an:
• Die Kaiserchronik: Eine Auswahl. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Übersetzt, kommentiert und mit einem Nachwort versehen von Mathias Herweg, Stuttgart 2014.


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