Fachbereich 7

Sprach- und Literaturwissenschaft


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Lehrende

Wolframs von Eschenbach 'Parzival' [FN/ÄDL2A oder B]


DozentIn: Diana Schweer

Veranstaltungstyp: Seminar

Ort: nicht angegeben

Zeiten: Mi. 10:00 - 12:00 (wöchentlich)

Beschreibung: Wolframs ‚Parzival‘ gehört zu den prominentesten Werken des deutschsprachigen Mittelalters. Aufbauend auf dem altfranzösischen ‚Perceval‘ Chrétiens de Troyes und weiteren Materialien verbindet Wolfram auf einzigartige Weise den Artus- mit dem Gralstoff zu einer so handlungs- wie figurenreichen Erzählung. Den Kernplot bildet dabei der Aufstieg des jungen und zu Beginn der Handlung noch unbedarften Parzival zum Herrscher am Gral – einem Stein, der als Medium zwischen Gott und der Welt fungiert: Die Gralherrschaft wird von Wolfram als eine christliche Weltherrschaft gedacht. Der Weg zu der für ihn vorgesehenen Position ist für Parzival jedoch keineswegs leicht, vielmehr muss er zunächst verschiedene Stationen des Scheiterns durchleben – insbesondere das Versäumnis einer von ihm auf der Gralburg Munsalvaesche erwarteten Frage, das ihm eine öffentliche Anklage und Beschämung durch die Gralbotin Cundrie einbringt. Empört über die seiner Meinung nach unberechtigten Vorwürfe richtet Parzival seinen Zorn gegen Gott, der ihn vor einer solchen Schande hätte bewahren müssen. Parzival bricht daraufhin mit Gott und versucht in den folgenden Jahren, die Gralburg auf eigene Faust erneut zu finden, um das ihm vorgeworfene Versagen zu korrigieren. Das Problem dabei ist jedoch: Die Gralburg kann nicht willentlich gefunden werden. So irrt Parzival jahrelang orientierungslos umher, wobei er schließlich auch auf seinen Onkel Trevrizent trifft, der ihn ausführlich über Gott, den Gral und die Gralfamilie belehrt und ihn mit seinen Sünden konfrontiert. Am Ende bekommt Parzival dann doch noch die ersehnte zweite Chance am Gral und wird zum Gralherrscher berufen.
In diesen Handlungskern um Parzival ist die Geschichte des zweiten Protagonisten Gawan integriert, der ebenfalls mit einer öffentlichen Beschämung umgehen und anschließend die zunächst äußerst abweisende Orgeluse für sich gewinnen sowie seinen Weg zum Herrscher auf der Zauberburg Schastel Marveile finden muss. Vorgeschaltet ist außerdem die Geschichte von Parzivals Vater Gahmuret. Um diese zentralen Handlungsstränge herum ist schließlich auf beeindruckende Weise eine kaum zu überblickende Vielzahl an weiteren, mehr oder weniger weit auserzählten Geschichten und narrativen Details arrangiert, die zum Teil über weite Strecken der Erzählung miteinander verknüpft sind, zum Teil aber auch ohne weitere Thematisierung wieder fallengelassen werden. Der Blick auf diese komplexe Erzählweise Wolframs, die modernen Vorstellungen eines in sich geschlossenen und klar thematisch und funktional zentrierten Erzählplots zuwiderzulaufen scheint, soll im Seminar im Vordergrund stehen und so der ‚Parzival‘ gemeinsam erschlossen werden.
Anzuschaffen ist eine der folgenden Textausgaben, wobei die erstgenannte Ausgabe die in der Forschung zumeist zitierte ist, während die zweitgenannte Ausgabe einen Stellenkommentar einschließt (für welche Ausgabe Sie sich entscheiden, ist Ihnen überlassen):
Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe, 2. Auflage. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit Einführungen zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der ‚Parzival‘-Interpretation von Bernd Schirok. Berlin, New York 2003.
Wolfram von Eschenbach: Parzival. Nach der Ausgabe Karl Lachmanns revidiert und kommentiert von Eberhard Nellmann. Übertragen von Dieter Kühn. 2 Bde. Frankfurt am Main 2006.


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