Fachbereich 7

Sprach- und Literaturwissenschaft


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Lehrende

Ausgewählte Novellen des 20. Jahrhunderts [NDL2, WP]


DozentIn: apl. Prof. Dr. phil. Dorothee Neuhaus

Veranstaltungstyp: Seminar

Ort: nicht angegeben

Zeiten: Di. 16:15 - 17:45 (wöchentlich)

Beschreibung: Theorie und Praxis der Novelle haben in der deutschen Literatur vor allem des 19. Jahrhunderts eine ganz besondere Rolle gespielt, die sich von den gleichzeitigen Literaturentwicklungen etwa in Russland, Frankreich und England erheblich unterscheidet. Gemäß der letztlich auf Aristoteles Poetik zurückgehenden Literaturauffassung galt das Drama als die herausragende Gattung noch vor dem Epos, während der Roman bei Aristoteles gar nicht vorkommt, weil es ihn noch nicht gab. Während das die übrigen europäischen Literaturen nicht hinderte, im Romanschaffen die wichtigste Literaturform zu sehen, hielt die deutsche Literatur, Literaturtheorie und -praxis unter anderem wegen der exorbitanten staatlich geförderten Theaterdichte in Deutschland an der führenden Stellung des Dramas fest. Gleichzeitig aber schrie der durch die Erfindung der Druckmaschine seit 1820 mehr als exponentiell wachsende Literaturmarkt förmlich nach Prosaarbeiten. Da der Roman in Deutschland als völlig kunst- und formlos galt, warfen sich Autoren, die als Dichter gelten wollten, auf die Novelle. Theodor Storms berühmter Ausspruch, die Novelle sei die „Schwester des Dramas“, zielt genau auf diese ästhetische Rangfrage: Seit Goethes >Novelle< und seiner spontanen Definition, schließlich sei seine Erzählung nichts anderes als eine „sich ereignete unerhörte (im Sinne von neuartig, D.N.) Begebenheit“, ist das Novellenschaffen deutscher Autoren von einer regen Theoriedebatte begleitet, die ihren ästhetischen Rang beweisen sollte.
Wir beginnen deshalb mit der Novellentheorie des heute ansonsten vergessenen Paul Heyse (immerhin Nobelpreisträger), die bis heute von nicht zu überschätzender Wirkung ist. Wenn Autoren des 20. Jahrhunderts wie in unserem Seminar Martin Walser (Ein fliehendes Pferd, 1978), Dieter Wellershoff (Die Sirene, 1980), Christoph Hein (Drachenblut, 1982) und Günter Grass (Im Krebsgang, 2002) Novellen schreiben, tun sie dies stets in bisweilen markierter Auseinandersetzung mit Heyses Theorie im Streben nach Knappheit, Stringenz, Dichte, Formvollendung bei einer durchgehenden Symbolik, die schon alle vier von mir genannten Titel zeigen. Dieser Traditionslinie werden wir in den vier Einzelinterpretationen nachgehen.
Wegen der neuen Modulbeschreibungen für NDL2 kann im Seminar keine SL mehr erworben werden, sondern ausschließlich eine Prüfungsleistung für 5 LP in Form einer schriftlichen Hausarbeit. Für den WPBA-Bereich gilt noch die alte Prüfungsordnung, d.h. für 4 LP als PL eine Klausur oder eine schriftliche Ausarbeitung mit Vorleistung (z.B. Referat oder Statement). Für den WPBanf-Bereich, ebenfalls nach alter
Prüfungsordnung, können 3 LP als PL mit einer Hausarbeit (8-12 S. mit Vorleistung) erworben werden.


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