Fachbereich 7

Sprach- und Literaturwissenschaft


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Lehrende

Medientheorie und Medienanalyse: Mediale Empathie in Comics und Computerspielen [NDL3 K2, WP-NDL,WP-X, PK-Ersatz-BA]


DozentIn: Theresa Krampe, M.A.

Veranstaltungstyp: Blockseminar

Ort: 41/E09

Zeiten: Termine am Freitag, 29.11.2024 12:00 - 14:00, Freitag, 13.12.2024 12:00 - 20:00, Samstag, 14.12.2024 10:00 - 16:00, Freitag, 24.01.2025 12:00 - 20:00, Samstag, 25.01.2025 10:00 - 16:00

Beschreibung: Empathie, zu Deutsch Einfühlung, wird gemeinhin verstanden als die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen: sich vorzustellen, wie es jemandem gerade geht und dessen Gefühle nachzuempfinden. Dabei gilt Empathie in der Regel als prosozial und moralisch gut, denn wenn ich die Welt mit den Augen einer anderen Person sehe, dann bin ich auch eher geneigt, ihr zu helfen. In der Tat wird ein Mangel an Empathie derzeit als Kernfaktor für eine Vielzahl sozialer Herausforderungen —von Fremdenfeindlichkeit bis social media „shit storms“—angesehen. Barack Obama etwa spricht von einem „Empathie-Defizit“ als dem größten Problem unserer Zeit.

Medien kommt in diesem Kontext eine besondere Rolle zu. Ihnen schreiben Journalist*innen und Wissenschaftler*innen das Potenzial zu, unsere Fähigkeit zur Empathie regelrecht trainieren zu können, etwa wenn wir uns in fiktionale Figuren hineinversetzen. In den letzten Jahren ist das Bild der medialen Empathie als Motor eines positiven soziokulturellen Wandels jedoch ins Wanken geraten. Insbesondere Wissenschaftler*innen aus der Philosophie, den Queer und Postcolonial Studies sowie der Critical Medical Humanities kritisieren den Gebrauch von Empathie als Buzzword und stellen die Gleichsetzung von Empathie mit einer reflektierten Auseinandersetzung mit den Identitäten und Erfahrungen anderer infrage. Nicht nur ist der Zusammenhang zwischen Empathie und Moral oder altruistischem Verhalten alles andere als erwiesen, sondern schlimmstenfalls könne Empathie gar Konflikte oder Marginalisierungsprozesse verstärken.

In diesem Seminar wollen wir uns mit dem vielschichtigen Diskurs über Empathie im Kontext fiktionaler Texte auseinandersetzen und loten dabei Potenziale und Grenzen medialer Empathie aus. Dabei beschäftigen uns u.a. folgende Fragen: Welche Texte wecken unsere Empathie? Welche stilistischen und formalen Mechanismen führen dazu, dass wir uns in die fiktionale(n) Figur(en) einfühlen? Welche Effekte haben diese Texte auf die Rezipient*innen? Und wie sind diese Effekte im kulturellen Kontext zu bewerten? Nach einer allgemeinen Einführung in die wissenschaftlichen Diskurse zur Empathie konzentrieren wir uns auf zwei Themenbereiche.
(1) Comics über Flucht und Migration: Medial vermittelte Bilder von Flucht und Migration bedienen sich in der Regel hochproblematischen Bedrohungs- bzw. Opferdiskursen, die zur Dehumanisierung Geflüchteter beitragen. Demgegenüber können Comics und Graphic Novels über Flucht und Migration dominante Narrative herausfordern, etwa indem unterschiedliche Perspektiven in Text und Bild auf komplexe Art miteinander verwoben werden.
(2) Traumadarstellungen in Computerspielen: Aufgrund ihrer Interaktivität gelten Computerspiele als besonders geeignet, um zu vermitteln, wie es sich anfühlt, „in den Schuhen anderer“ zu stecken. Im Seminar untersuchen wir die narrativen, audiovisuellen und spielmechanischen Ausdrucksformen, mit denen Computerspiele Erfahrungen im Kontext von Trauma vermitteln und diskutieren potenzielle Effekte auf Spieler*innen.

Teilnahmevoraussetzungen
- Aktive Teilnahme am Seminar
- Vorbereitung von Forschungsliteratur in deutscher und englischer Sprache
- Rezeption folgender Primärtexte vor Seminarbeginn:
(1) The Arrival (Tan 2006)
(2) Zenobia (Dürr und Hornemann 2016)
(3) Hellblade: Senuas Sacrifice (Ninja Theory 2017)

(1) Muss selbst entliehen/angeschafft werden; (2) wird gestellt und (3) ist über das Media Lab ausleihbar: https://www.mewi.uni-osnabrueck.de/medialab/geraete_und_ausleihe.html

Triggerwarnung: Das Seminar beschäftigt sich mit der Darstellung von Krieg und Tod, Trauma und psychischen Krankheiten (Psychose, Suchterkrankungen, Depressionen).


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