Fachbereich 7

Sprach- und Literaturwissenschaft


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Tiermotivik in literarischen Formen [NDL4MA, NDL4GYMA_v01, NDL4LbS_v02]


DozentIn: apl. Prof. Dr. phil. Dorothee Neuhaus

Veranstaltungstyp: Seminar

Ort: nicht angegeben

Zeiten: Mi. 18:15 - 19:45 (wöchentlich)

Beschreibung: Von der antiken Fabel über das Märchen, die fingierte Autobiographie, die Ballade, die Bildergeschichte bis hin zu den Spielarten gegenwärtiger Literatur: Tierische Protagonisten bevölkern unterschiedlichste literarische Textsorten. Und wichtiger noch, sie scheinen als Spiegel und Zerrspiegel menschlicher Gestalten das gesamte Spektrum menschlichen Daseins typologisch zur Geltung zu bringen. Weswegen die Anthropomorphisierung der Tierwelt im Alltag wohl mindestens so präsent ist wie in der Naturwissenschaft (s. E.A. Brehms Beschreibung des „weinenden Elefanten“), entsprechend in den Künsten (Malerei, Literatur und Musik) ausgesprochen ambivalent gestaltet wird und in den geisteswissenschaftlichen Diskursen immer wieder, etwa im Blick auf Menschen- und Weltbilder, zentral steht. Dabei handelt es sich um einen Trend, der im 19. Jahrhundert wohl ebenso populär war wie in unserer, von Klimawandel, Artensterben und Tierwohlkampagnen einerseits und überbordender Heimtierhaltung als Trost in schwierigen Zeiten (Corona-Pandemie) andererseits geprägten Lebenssituation im 21. Jahrhundert.
In diesem Seminar werden wir uns diesem ‚weiten Feld’ des so genannten „Animal turn“ in der Literaturwissenschaft von den literarischen Formen und Textsorten her nähern. Dabei soll gerade die formalästhetische Betrachtung der Tiermotivik letztlich die Kongruenz von Formen und Inhalten auf den Punkt bringen, etwa wenn es um (gattungs)parodistische „Einkleidung(en)“ menschlicher Denk- und Verhaltensmuster ins „Tiergewand“ (E.Th.A. Hoffmann) geht. In diesem Sinne werden wir uns anhand prägnanter Beispiele unterschiedlichster Genres und Textformen mit anthropomorphen Deutungsmustern und diversen Funktionen der Tiermotivik beschäftigen. Im Zusammenhang der digitalen Lehrformate wird die Bereitschaft zu eigenständiger Textlektüre und aktiver Mitarbeit in Arbeitsgruppen unter von mir vorgegebenen Fragestellungen vorausgesetzt. Dabei wird die Seminararbeit nach folgenden gattungstypologischen Untersuchungsbereichen tiermotivlich strukturiert: Tiere in Fabeln (La Fontaine: >>Der Wolf und der Hund<<) und Märchen (Grimms >>Der Wolf und die sieben Geißlein<<), in der Lyrik (Amy Hempel & Jim Shepard: Dir zu Füßen. Gedichte von Hunden. Aus dem Amerikanischen. Berlin 2010), im Krimigenre (Leonie Swann: >>Glennkill. Ein Schafskrimi<<; Christine Lehmann: >>Kynopolis<<); Autobiographien aus der Feder/Pfote von Tieren (Gottlieb Konrad Pfeffel: >>Biographie eines Pudels<<; Wolfgang Hildesheimer: >>Aus der Laufbahn meines Pudels Cassius<<; die ‚klassische’ Tiergeschichte für Erwachsene und Kinder (Felix Salten: >>Bambi<<); der zeitkritische Roman, der in der Tradition der Romantik im Dialog zwischen Mensch (Erzähler/In) und sprechender Tiergestalt das Tier als profunden Kenner und Kritiker des Menschengeschlechts ausphantasiert (Erich Kästners Berganza-Adaption: >>Ein Hund hält Reden<<; Günter Grass: >>Der Butt<<, >>Die Rättin<<; Monika Maron: >>Munin oder Chaos im Kopf<<). Voraussetzung zur erfolgreichen Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft 1. zur Beschaffung u. (möglichst vorbereitender Ferien-) Lektüre folgender Primärtexte: Leonie Swann: >>Glennkill. Ein Schafskrimi<<; Christine Lehmann: >>Kynopolis<<; Günter Grass: >>Die Rättin<<; Felix Salten: >>Bambi<<; Monika Maron: >>Munin oder Chaos im Kopf<<. Weitere Kurztexte oder Textauszüge werden Ihnen über den Handapparat oder von mir direkt (in Kopie oder digitalisiert) spätestens zu den Terminen der Gruppenarbeiten zur Verfügung gestellt. 2. die Bereitschaft bei der Behandlung zentraler Texte an Arbeitsgruppen zu von mir über StudIP an alle TN verschickten Aufgaben mitzuwirken - eine Methode, die sich jetzt schon in zwei Online-Semestern erfolgreich bewährt hat. Das Seminar mündet in eine Zentralklausur, in der 3 LP als PL erworben werden können.


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