Fachbereich 7

Sprach- und Literaturwissenschaft


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Intertextualität [NDL3, WPBA]


DozentIn: Prof. Dr. phil. Olav Krämer

Veranstaltungstyp: Seminar

Ort: nicht angegeben

Zeiten: Fr. 10:15 - 11:45 (wöchentlich)

Beschreibung: In einer Szene von Gerhart Hauptmanns Drama "Vor Sonnenaufgang" (1889) liest die Hauptfigur Helene Goethes Briefroman "Die Leiden des jungen Werthers" (1774). Das ist ein Beispiel für das, was in der Literaturwissenschaft als Intertextualität bezeichnet wird. Unter diesem Begriff versteht man allgemein Beziehungen zwischen literarischen Texten und insbesondere solche Beziehungen, die auf absichtlichen Bezugnahmen auf anderen Texten beruhen. Solche Bezugnahmen können etwa darin bestehen, dass – wie in dem genannten Beispiel – in einem Text ausdrücklich ältere literarische Texte genannt oder auf sie angespielt wird. Sie können aber auch darin bestehen, dass das Grundmuster der Handlung eines älteren Textes aufgegriffen und variiert, etwa modernisiert oder auch parodiert wird. Solche intertextuellen Bezüge sind keine seltenen Einzelerscheinungen, sondern treten außerordentlich häufig auf und können als grundlegende Eigenschaft von Literatur überhaupt gelten. Das Seminar soll mit zentralen Konzepten und Methoden vertraut machen, die für die Analyse intertextueller Beziehungen entwickelt wurden, und diese Konzepte und Methoden anhand von Beispielen illustrieren und erproben. Die Arbeit an literarischen Texten wird nach einem einleitenden Seminarteil, der die theoretischen und begrifflichen Grundlagen vermittelt, im Vordergrund stehen. Als ein zentraler Beispieltext wird uns Goethes schon genannter Roman "Die Leiden des jungen Werthers" dienen; wir werden analysieren, wie dieser Roman auf andere literarische Werke Bezug nimmt und wie er wiederum von anderen Autoren parodiert, variiert und modernisiert wurde – so unter anderem in Ulrich Plenzdorfs Roman "Die neuen Leiden des jungen W." (1972/1973) Daneben werden wir kürzere Texte behandeln, um spezielle Erscheinungsformen der Intertextualität kennenzulernen.

Literatur:
Johann Wolfgang Goethe: Die Leiden des jungen Werthers. Studienausgabe. Paralleldruck der beiden Fassungen. Hg. von Matthias Luserke (Reclam UB9762); Ulrich Plenzdorf: Die neuen Leiden des jungen W. Frankfurt a.M.: Suhrkamp (suhrkamp taschenbuch). Weitere Texte werden zu Beginn des Seminars bekannt gegeben. Goethes Werther-Roman sollte bis zum Beginn des Semesters gelesen werden.
Zum Einstieg in das Thema eignen sich die Artikel „Intertextualität“ in den folgenden Lexika: Metzler-Lexikon-Literatur. Begriffe und Definitionen. Hg. von Dieter Burdorf. Begründet von Günther und Irmgard Schweikle. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Stuttgart 2007; Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Gemeinsam mit Harald Fricke u.a. hg. von Klaus Weimar. 3 Bände. Berlin, New York 1997–2003 [beide als elektronische Bücher in der UB].


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