Fachbereich 7

Sprach- und Literaturwissenschaft


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Veranstaltungsdaten
Lektüre: Vergils Aristaeus-Epyllion und der pseudovergilische Culex (LAT-LW4-K1)
DozentIn:Prof. Dr. Stephan Heilen
Veranstaltungstyp:Übung (Offizielle Lehrveranstaltungen)
Ort:nicht angegeben
Semester:WiSe 2020/21
Zeiten:Do. 12:00 - 14:00 (wöchentlich)
Erster Termin:Donnerstag, 22.10.2020 12:00 - 14:00
Beschreibung:Beide Texte werden in der Forschung oft mit dem erst in der Neuzeit geprägten Begriff "Epyllion" bezeichnet, bilden also in sich geschlossene, relativ kurze Erzählungen in der Sprache und Form des Epos. Beide Texte haben gemeinsam, dass ihre Gegenstände nicht die Taten von Helden, sondern vergleichsweise winzige Insekten sind: bei Vergil Bienen, im Culex eine Mücke. Vergil bietet das Aristaeus-Epyllion (Verg. georg. 4,315–558) als Schlussteil des vierten und zugleich letzten Buchs seiner Georgica, das der Bienenzucht gewidmet ist. Für den Fall, dass dem Imker ein ganzes Bienenvolk zugrunde geht, empfiehlt Vergil die 'Bugonie', ein Verfahren, das (angeblich) aus faulenden Rinderkadavern neue Bienen entstehen lässt. Die Schilderung der Findung dieses Verfahrens durch Aristaeus, dessen Bienenvölker eingegangen sind, ist kunstvoll verschachtelt und umfasst unter anderem den Mythos von Orpheus und Eurydike, denn (so erfährt Aristaeus von seiner Mutter, der Nymphe Cyrene, die am Grunde eines Flussbetts wohnt) Aristaeus hatte Eurydike begehrt und ihr nachgestellt, wobei sie auf der Flucht durch eine im Gras verborgene Giftschlange gebissen worden und gestorben sei; zur Strafe habe Eurydikes Ehemann, Orpheus, den Tod der Bienen, von denen Aristaeus lebte, bewirkt. Um all dies nach und nach herauszufinden, muss Aristaeus erst einmal den Seher Proteus aufsuchen, der sich durch Verwandlungen in verschiedene Gestalten dem Aristaeus zu entziehen versucht, schließlich aber von diesem überwältigt wird und dann Rede und Antwort steht. Insgesamt also, wie diese wenigen Details schon andeuten, eine sehr vielseitige, phantastische und spannende Geschichte.
Ebenfalls unter dem Namen Vergils, aber in Wahrheit wohl von einem unbekannten Autor der Zeit des Kaisers Tiberius stammend, ist uns der 414 Hexameter umfassende "Culex" (Mücke) erhalten. Die recht einfache Handlung beschreibt M. von Albrecht in seiner Geschichte der römischen Literatur so: "Ein Hirt wäre beim Mittagsschlaf von einer Schlange gebissen worden, hätte ihn nicht eine Mücke durch einen Stich geweckt und so gerettet. Beim Aufwachen hat der Hirt freilich die Mücke erschlagen. Sie erscheint ihm in der folgenden Nacht im Traum, um ihm Vorwürfe zu machen; am Morgen errichtet er ihr einen Grabhügel." Beide Epyllien haben offensichtliche thematische Gemeinsamkeiten (Hirtenwelt, Gefahr durch eine Schlange, Unterweltsbeschreibungen); in beiden kontrastiert der epische Stil mit der Kleinheit des Gegenstandes.
Da beide Texte zusammen 658 Hexameter umfassen, sind pro Sitzung ca. 50 Verse vorzubereiten.
LiteraturVergil:
Textgrundlage:
P. Vergili Maronis Opera, recognovit brevique adnotatione critica instruxit R.A.B. Mynors. Oxford 1969
(Nachdrucke). Siehe das PDF-Exzerpt in StudIP.
Kommentare:
Vergil, Georgica, hrsg. u. erkl. von Will Richter, München 1957 (Das Wort der Antike 5) [UB Sign. ANT-970 4660-829 1].
Virgil, Georgics, ed. by Richard F. Thomas, 2 Bde., Cambridge 1988 [UB Sign. GVG V 4971 4620-023 3].
Virgil, Georgics, edited with a commentary by R.A.B. Mynors, Oxford 1990 [UB Sign. GVG V 4971 4618-812 2].
P. Vergilius Maro, Georgica, hrsg., übers. u. komm. von Manfred Erren, 2 Bde., Heidelberg 1985-2003 [UB
Sign. GVG V 4971 4347-728 9].

Culex:
Appendix Vergiliana, ed. W. V. Clausen et al., Oxford 1967, S. 15-36 (reine Textedition; PDF in StudIP).
Sabine Seelentag, Der pseudovergilische Culex: Text, Übersetzung, Kommentar, Stuttgart 2012 (Hermes. Einzelschriften Bd 105). Siehe das PDF-Exzerpt in StudIP (ab Ende Juli verfügbar).
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