Fachbereich 7

Sprach- und Literaturwissenschaft


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Lehrende

Hartmanns Gregorius und die Suche nach (vor-)moderner Identität [FN/ÄDL2 und ÄDSL1 K3]


DozentIn: Dr. Volker Sliepen

Veranstaltungstyp: Seminar

Ort: 11/214

Zeiten: Mo. 14:00 - 16:00 (wöchentlich)

Beschreibung: Hartmann von Aue hat um 1190 die faszinierende Geschichte „von dem guoten sundære“ verfasst – die Geschichte ‚eines guten Sünders’. Der Dichter erzählt in Reimpaarversen das außergewöhnliche und beispielhafte Leben des Protagonisten Gregorius: Aus einer Geschwisterliebe entstanden, wird das Inzestkind in einem fremden Land von einem geistlichen Ziehvater groß gezogen. Nach der Entdeckung seiner furchtbaren Abstammung führt der Weg Gregorius aus dem Kloster zurück in die höfische Welt. Dort heiratet er unwissentlich seine Mutter – eine ‚Sünde‘, für die er eine exorbitante Buße wählt und sich 17 Jahre an einen Stein kettet. Von göttlicher Gnade am Leben erhalten, wird Gregorius am Ende der Geschichte ‚geheiligt‘ und zum Papst berufen.

Wir werden Hartmanns Werk im Seminar intensiv lesen und gemeinsam besprechen. Dabei steht die wöchentliche Auseinandersetzung mit dem mittelhochdeutschen Text im Vordergrund. Daneben werden wir uns auch mit Hartmanns französischer Vorlage „La vie du pape Saint Grégoire“ beschäftigen und so verstehen lernen, wie mittelalterliche Dichter an und mit ihren Vorlagen gearbeitet haben, wie ‚deutsche‘ Texte in der Auseinandersetzung mit ‚französischen‘ Texten entstanden sind.

Ein Schwerpunkt des Seminares bildet die Frage nach der Identität des Protagonisten. Hierzu werden wir die Themen Fremdbestimmung und Eigenverantwortung in den Blick nehmen. Es ist die Mischung aus einer sündig-höfischen Herkunft und einer geistlichen Sozialisation, die Gregorius‘ Identität zu einer brüchigen Identität macht. Hartmann stellt hier am Beispiel der literarischen Figur Gregorius (philosophische) Fragen, die Menschen (auch heute noch) grundlegend beschäftigen: Wer sind wir? Was macht uns aus? Und inwiefern bestimmen unsere Vergangenheit und Herkunft unsere Zukunft? Ziel des Seminars ist es, einen mittelhochdeutschen Text grundlegend kennenzulernen und ihn hinsichtlich seiner Sprache, seines Inhaltes und eines programmatischen Schwerpunktes zu analysieren. Besonderes Augenmerk wird auf das wissenschaftliche Arbeiten gerichtet.

Bitte schaffen Sie sich bis zum Seminarbeginn folgende Textgrundlage an:

Hartmann von Aue: Gregorius. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Friedrich Neumann neu hrsg., übers. und komm. von Waltraud Fritsch-Rößler. Ditzingen 2011 (RUB 19931).


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