Fachbereich 7

Sprach- und Literaturwissenschaft


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Arbeitsstelle Heinrich-Mann-Edition

Die Arbeitsstelle dient dem Zweck, eine vollständige kritische Ausgabe der von 1889 bis 1950 entstandenen zeit- und kulturkritischen Texte Heinrich Manns in zehn Bänden zu veröffentlichen.

Anliegen der Edition

Heinrich Manns zeit- und kulturkritisches Werk umfaßt über 1100 Essays und publizistische Texte und ist auch nach Qualität und Wirkungsintention ein zentraler Teil seines Schaffens. Keine andere Gruppe seiner Texte ist jedoch (neben den Briefen) so unzureichend ediert wie diese: Brigitte Nestlers im Jahr 2000 erschienene Werkbibliographie verzeichnete in dieser Rubrik knapp ein Drittel zuvor bibliographisch nicht erfaßter Titel; zur Hälfte sind die Texte nach oft entlegenen Erstdrucken nirgendwo nochmals veröffentlicht worden; viele der bekannteren wurden andererseits vom Autor für spätere Veröffentlichungen bearbeitet, bisweilen mehrfach.

Im Buchhandel waren bisher nur die von Heinrich Mann selbst zusammengestellten sieben Sammlungen seiner Essays in der Studienausgabe erhältlich, die von Peter-Paul Schneider † und jetzt von Michael Stark im S. Fischer Verlag herausgegeben wird. In ihnen ist nur ein Teil des Geschriebenen und Veröffentlichten enthalten. Die vollständige Ausgabe wird Heinrich Mann in seiner Bedeutung als kulturhistorischer und politischer Autor umfassend – was auch heißt: in der Entwicklung und im Problematischen seiner Auffassungen – erkennbar machen. Sie beabsichtigt damit, der Forschung zu Heinrich Mann und zur deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts zuverlässige Grundlagen in einem bisher nicht ausreichend erhellten Bereich zu schaffen sowie darüber hinaus zu einer differenzierteren Einordnung von Intellektuellen des Mannschen Typus in der Forschung und in den gegenwärtigen öffentlichen Debatten über die Geschichte der Intellektuellen im 20. Jahrhundert beizutragen.

Typ der Edition

Die Edition enthält, so vollständig wie möglich, alle zu Lebzeiten Heinrich Manns veröffentlichten oder zur Veröffentlichung vorgesehenen Texte in Gestalt und Reihenfolge der Erstpublikationen (fremdsprachige mit einer deutschen Übersetzung) und zudem einen Kommentarteil mit Textgeschichten, Varianten, Erläuterungen und Registern. Sie basiert vor allem auf den Materialien im Heinrich-Mann-Archiv der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg, das den größten Teil des Nachlasses, die Privatbibliothek und eine umfangreiche Sammlung weiterer Quellen enthält. Umfassend ausgewertet werden aber auch die Quellen in den Teilnachlässen in Prag, Marbach und Los Angeles sowie in zahlreichen weiteren privaten Nachlässen und öffentlichen Archiven (darunter den Archiven der Kommunistischen Internationale und des Sowjetischen Schriftstellerverbandes in Moskau).

Geschichte der Edition

An der Ausgabe wurde bereits von 1979 bis 1990 an der Akademie der Künste der DDR im Rahmen der von Sigrid Anger herausgegebenen Gesammelten Werke Manns gearbeitet, die im Aufbau-Verlag Berlin/Weimar erschienen. Die damals erarbeiteten Bände und Arbeitsfassungen werden im jetzigen Rahmen aufgenommen, vervollständigt und auf dem heutigen Stand des Wissens über den Autor und seine Zeit sowie der Editionswissenschaft überarbeitet. Die Ausgabe erscheint im Aisthesis Verlag Bielefeld. Herausgeber sind Wolfgang Klein, Anne Flierl und Volker Riedel. Die einzelnen Bände werden herausgegeben von Cordula Greinert, Manfred Hahn, Wolfgang Klein, Ariane Martin, Volker Riedel, Peter Stein und Bernhard Veitenheimer. Zeitweise gefördert wurde die Ausgabe durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (siehe dazu unten), die FAZIT-Stiftung, die Rosa-Luxemburg-Stiftung und die Universität Osnabrück; unterstützt wird sie durch die Akademie der Künste Berlin und durch die Feuchtwanger Memorial Library Los Angeles. Ab November 2021 wird der Abschluß der Edition durch die Bände 9 und 10 – als gemeinsames Projekt mit dem Literaturarchiv der Akademie der Künste Berlin – für zunächst zwei Jahre von der Fritz-Thyssen-Stiftung gefördert.

Bisher sind erschienen:

Heinrich Mann: Essays und Publizistik, Kritische Gesamtausgabe, hg. von Wolfgang Klein, Anne Flierl und Volker Riedel, Bielefeld: Aisthesis Verlag 2009ff.

  • Band 1: Mai 1889 bis August 1904, hg. von Peter Stein, unter Mitarbeit von Manfred Hahn und Anne Flierl, 2013, 912 S., ISBN 978-3-89528-935-4.
  • Band 2: Oktober 1904 bis Oktober 1918, hg. von Manfred Hahn, unter Mitarbeit von Anne Flierl und Wolfgang Klein, 2012, 827 S., ISBN: 978-3-89528-758-9.
  • Band 3: November 1918 bis 1925, hg. von Bernhard Veitenheimer, mit Vorarbeiten von Barbara Voigt, 2 Teilbände, 2015, zs. 1119 S., ISBN: 978-3-89528-983-5.
  • Band 4: 1926-1929, hg. von Ariane Martin, 2 Teilbände, 2017, zs. 1425 S., ISBN: 978-3-8498-1245-4.
  • Band 5: 1930 bis Februar 1933, hg. von Volker Riedel, 2009, 816 S., ISBN: 978-3-89528-723-7.
  • Band 6: Februar 1933-1935, hg. von Wolfgang Klein, mit Vorarbeiten von Werner Herden, 2009, 2 Teilbände, zs. 1158 S., ISBN: 978-3-89528-724-4.
  • Band 7: 1936-1937, hg. von Wolfgang Klein, mit Vorarbeiten von Werner Herden, 2021, 2 Teilbände, zs. 1225 S., ISBN: 978-3-8498-1548-6

Rezensionen zu Band 1 (Essays und Publizistik 1889 bis 1904)

Mit freundlicher Genehmigung der Rechtsträger.

Rezensionen zu Band 2 (Essays und Publizistik 1904 bis 1918)

Mit freundlicher Genehmigung der Rechtsträger.

Rezensionen zu Band 3 (Essays und Publizistik November 1918 bis 1925)

Mit freundlicher Genehmigung der Rechtsträger.

Rezensionen zu Band 4 (Essays und Publizistik 1926-1929)

Mit freundlicher Genehmigung der Rechtsträger.

Rezensionen zu den Bänden 5 und 6 (Essays und Publizistik 1930-1935)

Mit freundlicher Genehmigung der Rechtsträger.

Rezensionen zu Band 7 (Essays und Publizistik 1936-1937)

Mit freundlicher Genehmigung der Rechtsträger.

Geschichte der DFG-Förderung

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat die Kritische Gesamtausgabe der Essays und Publizistik Heinrich Manns von 2002 bis 2008 mit Mitteln für eine Wissenschaftler-Stelle, Hilfskräfte und Sachausgaben gefördert.

Die im ersten Antrag entwickelte Planung, die in den 1980er Jahren in Angriff genommene vollständige Lese- und Studienausgabe der Essays und Publizistik innerhalb von fünf Jahren veröffentlichungsreif zu bearbeiten, ließ sich aus zwei Gründen nicht verwirklichen:

  • Die Auswertung der inzwischen zugänglichen Teile und Fragmente des Nachlasses von Heinrich Mann in Los Angeles, Prag, Marbach, Moskau und andernorts sowie der neuen Forschung ermöglichte und erforderte die Qualifizierung der Ausgabe zu einer wissenschaftlichen Kritischen Edition.
  • Andere berufliche Verpflichtungen und Krankheit führten zu mehreren Wechseln von Bandherausgebern und verzögerten die Projektarbeit.

Die DFG hat die aus dem ersten Umstand folgende wesentliche Erweiterung des Kommentarteils der Ausgabe nicht für erforderlich gehalten. Die dritte Bewilligung 2006 war gegenüber dem Antrag deutlich gekürzt, "um einen Abschluss der Edition zu ermöglichen und gleichzeitig dem Petitum einer erheblich schlankeren Kommentierung Nachdruck zu verleihen".

Den Kürzungsvorstellungen ist die Arbeitsgruppe nicht gefolgt. Die Rezensionen und Reaktionen zu den bisher erschienenen Bänden der Ausgabe haben diese Entscheidung bestätigt.

Im Jahr 2009 erklärte sich die DFG bereit, einen weiteren Förderantrag für die Ausgabe entgegenzunehmen. Der Antrag wurde im November 2009 eingereicht und im Juli 2010 abgelehnt. Soweit der Vorgang aus den von der DFG übermittelten Informationen nachvollzogen werden kann, ist die Ablehnung auf der Grundlage eines Gutachtens erfolgt, das eine Bewilligung zwar für "sehr wünschenswert" erklärte, aber "nicht uneingeschränkt" empfahl und begründend Einwände formulierte, die auf oberflächlicher Lektüre des Antrags beruhten und ihn falsch bewerteten. Die Überprüfung und ggf. die Revision solcher Entscheidungen sind durch die DFG prinzipiell ausgeschlossen.

Im folgenden sind hierzu nachzulesen:

Vgl. zu allgemeineren Aspekten des Entscheidungsverfahrens der DFG und der Förderung von Editionsprojekten in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung:

  • Roland Reuß, Edieren in Deutschland: Ein Krisenbericht (1.9.2010)
  • Matthias Kleiner, Ein Biss in die fütternde Hand (15.9.2010)
  • Günter Stock, Die Akademien und ihre Editionen (22.9.2010)
  • Roland Reuß, Wenn Jupiter laut wird, fehlt ihm dann ein Argument? (29.9.2010)
  • Roland Reuß / Volker Rieble, Die freie Wissenschaft ist bedroht (19.10.2011)

Postadresse

Universität Osnabrück
Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft
Arbeitsstelle Heinrich-Mann-Edition
49069 Osnabrück

Email: ehmann@uni-osnabrueck.de / klein-pankow@t-online.de / anneflierl@alice-dsl.de / cordula.greinert@uni-osnabrueck.de