Beschreibung:Mittlerweile setzt sich die Erkenntnis durch, dass das gesprochene Deutsch nicht einfach als defizitär und fehlerhaft - gemessen an den Standards der Schriftsprache - gelten kann, sondern bedingt durch die spezifischen Kommunikationsbedingungen eigene, und zwar funktionale Merkmale und Eigenheiten aufweist, etwa im Bereich der Wortstellung. Entsprechendes gilt für das Alltagsgespräch als Prototyp des mündlichen Sprachgebrauchs: Es verläuft selten chaotisch, sondern überwiegend regelgeleitet und strukturiert.
In diesem Seminar werden wir uns bemühen, die 'Schriftbrille' abzusetzen. Wir befassen uns zum einen mit den grammatischen Besonderheiten des gesprochenen Deutsch, zum anderen mit Gesprächsstrukturen (z. B. Sprecherwechsel) und -typen (z. B. autobiographische Erzählung). Anders als in der traditionellen Grammatik spielt die Beschreibung authentischer Sprachdaten eine zentrale Rolle; deshalb ist es erforderlich, sich mit gesprächsanalytischen Transkripten und den speziellen Notationskonventionen vertraut zu machen.
